Politische Korrektheit wandelt sich, die Verblendung bleibt

„Warum Politiker nicht zuhören“ – so lautet der Titel eines 1973 vor der Foreign Service Association gehaltenen Referats der grossartigen amerikanischen Historikerin und Journalistin Barbara Tuchman. Ihr Fazit: Sie hören zwar zu. Doch sie glauben nur, was sie glauben wollen, weil es in ihr Weltbild passt. Im Umgang mit dem politischen Islam dürfte sich das einmal mehr bitter rächen.

Zur Untermauerung ihrer These beschreibt Frau Tuchman wie die Beobachtungen und Beurteilungen der amerikanischen Experten des diplomatischen Korps in China 1944 in den Wind geschlagen wurden. In den Berichten dieser Männer, deren Kompetenz ausser Frage stand, wurde früh darauf hingewiesen, dass Mao Zedong der kommende Mann sein werde, und dass Chinas Schicksal in seinen Händen liege – und nicht in jenen Tschiang Kai Scheks, auf den die Regierung in Washington ihre Hoffnungen setze.

Die Hinweise hatten, da sie nicht ins Konzept der Regierenden passten, keine Wirkung. Es waren Kassandrarufe. Die Rufer hatten zwar Recht, doch niemand gab ihnen Recht und hörte auf sie. Viele von ihnen wurden gar verfolgt, in ihren Karrieren schikaniert oder entlassen. Mittlerweile hat die Geschichte gezeigt: Der diesen Propheten zugefügte Schaden wurde von dem der amerikanischen Aussenpolitik zugefügten noch weit übertroffen. Man hat die Gefahr des Kommunismus unterschätzt. Die Folgen waren verheerend.

Politisch gewollte Ignoranz

Fanatiker machen in aller Regel keinen Hehl aus ihren politischen Absichten. Warum sollten sie auch? Sie sind beseelt von ihrer Mission und fühlen sich im Recht. Ja, häufig sind sie auf ihre Untaten sogar stolz. Das müsste sich die Gesellschaft im Umgang mit dieser besonderen Kategorie von Verbrechern eigentlich zu Nutze machen. Doch leider ziehen es die Verantwortlichen immer wieder vor, sich die Realität den eigenen Vorstellungen nach zurechtzurücken.

Manch eine Katastrophe der Menschheitsgeschichte hätte verhindert werden können, wenn man politische oder religiöse Strömungen ernst genommen und sich darauf eingestellt hätte. Auch Hitler und seine Spiessgesellen machten nie einen Hehl aus ihren Absichten. Bereits 1925 legte der verurteilte Putschist Hitler in „Mein Kampf“ dar, was für eine Gesellschaftsordnung zu schaffen er bestrebt war. Und im Wahlkampf 1928, also in der Absicht, damit Stimmen zu gewinnen, erklärte Joseph Goebbels unumwunden: „Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit deren eigener Gesinnung lahm zu legen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freifahrkarten und Diäten zu geben, so ist das ihre eigene Sache… Wir kommen als Feinde! Wie der Wolf in eine Schafherde einbricht, so kommen wir.“

Man hielt das für leeres Gerede, oder man glaubte, Hitler irgendwann doch noch stoppen zu können. Die Demokratie gab ihren Feinden bereitwillig die Waffen zu ihrer eigenen Zerstörung in die Hände. Hitler musste die Macht nie ergreifen. Sie wurde ihm vielmehr von „lösungsorientierten“ oder, wie man heute euphemistisch sagt, von „pragmatischen“ Politiker angetragen. Man hat die Gefahr des Nationalsozialismus unterschätzt. Die Folgen waren verheerend.

Nach Nationalsozialismus und Kommunismus der Islamismus

Auch die muslimischen Radikalen unserer Tage lassen keinen Zweifel daran aufkommen, was sie von der Demokratie halten: Nichts. Sie wollen sie abschaffen und durch ein auf der Scharia basierendes politisches System ersetzen. Ebenso klar ist, dass sie sich dazu der Mittel bedienen, die ihnen die Demokratie dafür bietet. Etwa, wenn sich schnell beleidigte Muslime auf das vom freiheitlichen Rechtsstaat garantierte Diskriminierungsverbot berufen, oder aus ihren religiösen Vorstellungen Pflichten und Verbote für Andersgläubige ableiten.

Auch wenn es um das Geld der „Ungläubigen“ geht, bestehen kaum Hemmungen: Der britische(!) Hassprediger Anjem Choudary etwa ruft ähnlich wie sein Seelenverwandter Joseph Goebbels dazu auf, sich der „Freikarten und Diäten“ zu bedienen. In einer von der Tageszeitung Sun heimlich gefilmten Rede rief er seine Anhänger unverblümt dazu auf, sich „von den Europäern aushalten zu lassen“.

Choudary fordert seine Anhänger auf, alle Möglichkeiten des britischen Sozialstaates auszunützen, um damit die islamische Eroberung Grossbritanniens zu finanzieren. Dabei macht er sich über die britischen Arbeiter und Angestellten lustig. Sie würden arbeiten, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, während die islamischen Prediger ein oder zwei Tage im Jahr arbeiten und sich das übrige Jahr vom britischen Sozialstaat aushalten lassen: „So beziehen wir als Dschihadisten den Scheck vom Staat.“

In einer zweiten Predigt erklärte Choudary, der von sich selbst behauptet, „Richter“ der Scharia in Grossbritannien zu sein, dass der Islam bereit sei, sich Europa zu nehmen: „Jetzt nehmen wir uns Birmingham und bevölkern es. Brüssel ist zu 30 Prozent islamisch, Amsterdam zu 40 Prozent, Bradford zu 17 Prozent. Wir sind wie ein Tsunami, der über Europa hinwegfegt. Und das ist erst der Anfang. Die Realität ändert sich. Demokratie, Freiheit, Laizität sind nur Ideen der Kuffar (Ungläubige), die wir beseitigen müssen“, so der islamische Prediger.

Europa wässert Islam

In einem Interview mit dem christlichen US-Sender CBN hat Choudary am 8. August 2012 seine Strategie erläutert, in Europa und in den USA mithilfe eines wachsenden Bevölkerungsanteils von Muslimen schrittweise die Voraussetzungen zur Ablösung der Demokratie und zur Gründung eines islamischen Staates („Kalifat“) unter der Herrschaft der Scharia zu schaffen: „Wenn wir mit ausreichend Autorität und Macht ausgestattet sind, dann sind wir als Muslime verpflichtet, die Ordnungsgewalt denen wegzunehmen, die sie innehaben, und dann die Scharia einzuführen.“

Auch das sind eine klare Botschaften, die die westlichen Regierenden nicht hören wollen. Sie trübt das Bild von Islam als „Religion des Friedens“. Wer nur schon kritische Fragen stellt, wird stattdessen als Rechtspopulist abgestempelt. Und über dem Firmament der Politisch-Korrekten prangt der fragwürdige Slogan: „Der Islam gehört zu Europa.“ Dass jedoch Gewalt sowie eine antifreiheitliche und antidemokratische Tendenz eindeutig zum Islam gehört, wird ausgeblendet. Man ist dabei, die Gefahr des Islamismus zu unterschätzen. Die Folgen dürften einmal mehr verheerend sein.


3 Gedanken zu „Politische Korrektheit wandelt sich, die Verblendung bleibt“

  1. Lord Halifaxs Wiedergänger heissen Juncker, Merkel, Sommaruga usw. Defätisten, die tatsächlich Europa lieber in islamischen Ketten sehen wollen, als sich für unsere Werte konsequent einzusetzen. Noch ein paar Jahre „Toleranz“ für die rückständigste Religionsgemeinschaft und die Mehrheit im Westen greift zu den Waffen, denn naiv ist, wer glaubt, Europa würde à la longue nichts gegen Obskurantismus im eigenen Haus unternehmen. Danke für den hervorragenden Artikel!

  2. „Der Islam gehört zu Deutschland“. (Wie sinnvoll ist der Satz?)

    Der Satz ist ähnlich mit „Das Tätowieren gehört zu Deutschland“.
    Denn: historisch gehört der Islam so wenig zu Deutschland wie das Tätowieren.
    Deutschland ist ein freies Land (Frei für Deutsche, und nicht „frei“ im Sinne… Frei für Illegale Einwanderung).

    Der in Deutschland rechtens lebende Bürger, geniesst Freiheit. Dies beinhält auch die Freiheit des Deutschen Bürgers „sich zu Tätowieren“, oder „dem Islam beizutreten“.
    Aber zu behaupten, dass „der Islam zu Deutschland gehöre“, ist einfach ein Satz der nicht die richtige Balance hat.
    Was stark zu Deutschland gehört ist (unter anderem!) die Christliche Tradition und nicht der Islam.

    Ich schäme mich für Deutschland, wenn es den Bürgern in einer unverhältnismäßigen Weise verbreitet, dass der Islam zu Deutschland gehöre.
    Nein, in der Weise… gehört er nicht zu Deutschland. Statt dessen ist es die Freiheit (der Bürger), die zu Deutschland gehört. Das ist das höhere Gut.
    Es ist Blödheit, oder Unverantwortlichkeit, oder geziehlte Manipulation… wenn in einem selektiven Wahn von political correctness…. nebensächliche Tatsachen hervorgehoben werden; und den Bürgern untergerieben werden.

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