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So kommen Schweizer Schüler durch die Pandemie

In der Schweiz scheint der Spruch, dass Bildung die höchste Priorität haben müsse, keine hohle Phrase zu sein. Stattdessen kam es in der Schweiz im zweiten Corona-Jahr 2021 nicht mehr zu Schulschliessungen. Nur zwischen März und Mai 2020 waren die Schulen dicht. Damals regierte die Schweizer Bundesregierung unter dem gesetzlichen Deckmantel des Epidemie-Gesetzes. Mittlerweile ist die Pandemiebekämpfung längst wieder in der Hand der Kantone. In puncto Bildung gibt es seither ein beinahe einiges Bild: Masken in weiterführenden Schulen, hier und da sogar bereits in den vierten Klassen. Geschlossen wurden die Schulen jedoch nicht mehr – auch wenn das Infektionsgeschehen häufig hoch war.

Abbildung 1: Geschlossen wurden die Klassenzimmer in der Schweiz lediglich für acht Wochen – im Corona-Jahr 2020. Forscher aus Zürich konnten nämlich aufzeigen: Hotspot sind Schulen nicht.

Forscher der Uni Zürich nehmen Schulen in den Fokus

Milo Puhan berichtet im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung darüber, dass im Zuge seiner Studie 2.500 Kinder aus dem Kanton Zürich im Fokus standen, die zweimal untersucht wurden: Im Sommer und im Herbst 2020 wurden die Kinder auf etwaige Antikörper untersucht. Bis Juni konnte bei zwei Prozent der Schüler Antikörper nachgewiesen werden, bis zum November bei acht Prozent der Schülerschaft. Das Fazit der Forscher lautete demnach: Das Virus ziehe sich durch die Schulen. Dadurch werden die Bildungseinrichtungen jedoch längst nicht zum Hotspot. Als Mitglied der Covid-19-Taskforce riet der Wissenschaftler dazu, Schulen geöffnet zu halten, schliesslich solle das Grundrecht auf Bildung nicht verwehrt bleiben.

Ein Vorzeigemodell? Diese Massnahmen und Vorschriften gelten im Kanton Zürich

Abbildung 2: Die Maskenpflicht gilt ab der 4. Primarklasse. Zudem gibt es ein Tauschverbot in den Klassen – was Essen, Trinken und Lernutensilien angeht.

Dass die Schulen bisher nicht zum Hotspot wurden und auch künftig nicht werden, führen die Verantwortlichen auf den Massnahmenkatalog der für Schulen, Kitas und Heime gilt. Nahezu ähnliche Konzepte durchziehen das Land. Im Kanton Zürich jedoch – also dort, wo sich Forschungen der Universität zufolge das Corona-Virus nur marginal ausgeweitet hat – gelten beispielsweise diese Regelungen:

  • Allgemeines: Grundsätzlich gilt zur Bekämpfung der Pandemie, dass jeder Schüler für sich bleibt. Es gibt kein Händeschütteln und keine Umarmungen. Essen, Getränke und andere Gegenstände werden nicht geteilt. Für Eltern bedeutete das mitunter auch, dass hier und da an Material aufgestockt werden musste. Geordert wurde demnach häufiger ein eigener Taschenrechner für das Kind, ein eigenes Mal- und Bastelset sowie Znüni-Boxen und Flaschen, die den Namen des Kindes tragen, um ja nicht verwechselt werden zu können. Die Maskenpflicht herrscht in Schulen im Kanton Zürich ab der 4. Primarklasse.
  • Luftreinigung: Grossen Wert legen die Verantwortlichen auf eine ordentliche Luftreinigung. Das bedeutet, dass regelmässig und vor allem lange gelüftet wird. Vor der ersten Lektion wird gelüftet, während jeder Lektion wird gelüftet und auch in den Pausen sind die Fenster komplett zu öffnen. Gekippte Fenster, aber auch der Durchzug sind nicht erwünscht. Zudem können bei Bedarf CO2-Messgeräte aufgestellt werden, die regelmässig den Luftzustand überprüfen.
  • Essen und Trinken: Gibt es eine gemeinschaftliche Verpflegung in der Einrichtung, sollte diese zeitlich möglichst gestaffelt erfolgen, um den Massenandrang zu vermeiden. Idealerweise wird die Selbstbedienung, die einst Usus war, auf ein Minimum beschränkt – das reduziert Kontakte. Wird das Essen ausgegeben, gelten Abstandsregeln, braucht es Acrylglasscheiben an den Ausgaben und es herrscht Maskenpflicht. Gegessen wird nur am Platz.
  • Sport und Musik: Möglichst kontaktlos sollte der Sportunterricht im Kanton Zürich von Statten gehen. Zudem gilt auch hier ab der 4. Primarklasse eine Maskenpflicht. Für den Musikunterricht gilt, dass auf das Singen und das Spielen mit Blasinstrumenten in der Gruppe besser verzichtet wird.

Corona und die Folgen für das Land? Nicht abschätzbar!

Die Folgen für die von vielen Ländern gelobte Schweizer Bildungspolitik könnten vergleichsweise marginal sein, denn in der Schweiz hatten Schulkinder – ebenso übrigens wie in Frankreich – noch vergleichsweise wenige Einschränkungen, was die Bildung anging. Das Homeschooling beschränkte sich auf wenige Woche im Jahr 2020. Seitdem dürfen Schüler und Schülerinnen wieder in den jeweiligen Bildungseinrichtungen lernen. Der Vorteil wird an dieser Stelle nicht nur schulischer Natur sein, denn wenigstens die Schule ist den Heranwachsenden als Ort des Austausches geblieben – wenn auch ausserhalb der Bildungseinrichtungen Einschränkungen in Kauf genommen werden mussten.

Welche Auswirkungen die Krise auf zwischenmenschliche Beziehungen darüber hinaus hat, bleibt abzuwarten. Was jedoch zu vermuten ist, ist dass die Regierenden im Lande einen recht klaren Eindruck davon erhalten haben, was sie in der Bevölkerung umzusetzen vermögen. Und das wiederum könnte anderen Themen den Weg bahnen, die vielen politischen Gruppierungen buchstäblich unter den Nägeln brennen. Da Kontakte in der Krise beinahe schon als gefährlich und als Körperverletzung eingestuft wurden, reduziert(e) das den Austausch – über Zwischenmenschliches, über Wirtschaftsthemen, aber auch über Politisches. Was hingegen immer grösser zu werden scheint, ist die (gefährliche) Annahme, dass Geld keine Rolle mehr spiele – mit Blick auf Hilfsprogramme, die initiiert wurden, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Bleibt abzuwarten, ob auch für andere Themen Geld zur Verfügung steht.

 

Abbildung 1: pixabay.com © Alexandra_Koch (CC0 Public Domain)

Abbildung 2: pixabay.com © AmrThele (CC0 Public Domain)

 

 

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