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Wenn Verkehrsbehinderung zur Obsession wird

Ja, es ist schon über 20 Jahre her: 1984 wurde die Quaibrücke am Zürcher Bellevue in einer spektakulären Aktion verschoben. Über Nacht wurde eine parallel aufgebaute Brücke an die Stelle der alten geschoben. Am anderen Morgen rollte der Verkehr schon wieder als sei nichts gewesen. In der Tat eine tolle Leistung unserer Ingenieure.

Und heute? Im Jahr 2008 unter der Regentschaft des angeblich wirtschaftsfreundlichen Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber braucht es fast vier Monate, um ein paar Tramgeleise zu ersetzen. Kann das sein?

 

Im Prinzip nein. Wenn sich eine Stadtregierung allerdings die Schikanierung des Individualverkehrs aufs Banner geschrieben hat, dann ist das sehr wohl möglich. Dann kommt es sogar vor, dass wichtige Verkehrsachsen „beruhigt“ werden, indem man sie durch eine Fussgängerzone führt. Und wer nicht einmal davor zurückschreckt, Menschen als lebendige Verkehrsschikanen einzusetzen, wird auch keine Sekunde zögern, Baustellen „zu pflegen“, um Autofahrern das Leben schwer zu machen.

Zensuren für Luzern, Stillschweigen bei St. Gallen, Uri und Nidwalden

Der Club der kantonalen Bildungsdirektoren legiferiert nicht nur ohne gesetzliche Grundlage, er verteilt auch Zensuren an Kantone, die es wagen von der gerade aktuellen politischen Doktrin abzuweichen. Auch dies geschieht ohne jede gesetzliche Legitimation, als würde das Verfassungsrecht des Bundes und des Kantons nicht genau das verlangen. Es gibt im Kanton Zürich keine gesetzliche Bestimmung, die dem Regierungsrat das Recht zugesteht einen Entscheid des Souveräns eines anderen Standes zu kommentieren – selbst wenn dies über den Umweg des Sekretariats der Direktorenkonferenz geschieht. „Die Kantone sind souverän, soweit ihre Souveränität nicht durch die Bundesverfassung beschränkt ist; sie üben alle Rechte aus, die nicht dem Bund übertragen sind“, heisst es kurz und knapp in der Bundesverfassung. Wie kommen also die Delegierten der Bildungsindustrie, zu denen die meisten Bildungsdirektoren mittlerweile geworden sind, dazu, die Ablehnung des HarmoS-Konkordats kritisch zu kommentieren? Wohl aus Arroganz oder fehlendem Respekt vor demokratischen Gepflogenheiten.

Kein Wort zu Steuersenkungen

Wichtige Entscheide in anderen Kantonen scheint man im Kaspar Escher Haus hingegen nicht einmal zur Kenntnis genommen zu haben, obwohl die Finanzdirektorin bei der Vorstellung des regierungsrätlichen Steuerkonzepts, das eine kaum spürbare Entlastung bringt, versprach, man werde die Entwicklung im Auge haben und, falls nötig, reagieren. Nun haben vergangenes Wochenende die St. Galler die Steuern auf breiter Front gesenkt (ca. 210 Mio. CHF), die Urner die „Flat Rate Tax“ eingeführt (ca. 27 Mio. CHF) und die Nidwaldner die Handänderungssteuer abgeschafft (ca. 16 Mio CHF). Auch diese Entscheide sind von der Zürcher Regierung nicht zu kommentieren – wohl aber zur Kenntnis zu nehmen. Landauf, landab hat man gemerkt, was es braucht, um im Steuerwettbewerb erfolgreich bestehen zu können. In Zürich scheint man sich damit zu begnügen, dass das Forschungsinstitut BAK Basel Economics, das vor kurzen einen lukrativen Auftrag für das kantonale Steueramt ausführen durfte, Zürich als die attraktivste Wirtschaftsregion Europas bezeichnet. Auch wenn ein Kompliment aus Basel besonders wertvoll ist, sollte unsere Regierung deswegen nicht vergessen, dass noch einiges an Hausaufgaben ansteht.

Die NZZ und die Freiheit

Es sollte häufiger 1. August sein. Einmal pro Jahr ist zu wenig, denn zum 1. August kann man sogar in der NZZ wieder einmal etwas über Freiheit und Unabhängigkeit lesen. Fast so wie früher.

Dieses Jahr machte sich Redaktorin Monika Rosenberg (rom.) Gedanken zur Lage der Nation, und sie tat das in einer Art und Weise, mit der sie sich in den Augen ihrer Kolleginnen und Kollegen der Komplizenschaft mit der SVP zumindest verdächtig machte. Allerdings: „Une fois n’est pas coutume“, wie die Franzosen sagen, und zum Glück für die NZZ ist nur einmal im Jahr 1. August. Den Rest des Jahres kann man also getrost weiterhin alles gut schreiben, was die SVP schlecht findet und umgekehrt.

In ihrem bemerkenswerten Artikel mit dem Titel „Freiheit als Wegwerfartikel“ führt rom. zahlreiche politische Fehlentwicklungen der letzten Jahre auf. Das ist verdienstvoll. Allerdings: In jedem der von ihr erwähnten Beispiele vertraten die NZZ und die ihr nahe stehende FDP die freiheitsfeindliche Position, und jedes Mal kassierte die SVP entsprechend Prügel.

Hilfsdienst-Armee

Zur Armee schrieb rom. Folgendes: „Das Land ist nach wie vor von lauter Freunden umzingelt, und es kann sich eine Armee leisten, die sich beim Planieren von Skipisten und mit Hilfsdiensten bei eidgenössischen Jodler- und Schwingfesten Lorbeeren holt. Ob diese Armee auch noch in der Lage wäre, das Land wenn nötig militärisch zu verteidigen, daran zweifeln manche – und zwar nicht erst seit den jüngsten Turbulenzen in der Führung.“ Das ist so richtig, dass man glatt vergessen könnte, dass die NZZ, und eben auch die FDP, jede einzelne Armeereform der letzten 20 Jahre – also auch Ausland- und Subsidiäreinsätze – stramm mitgetragen haben. Nicht nur das: Wichtige Grundsatzpapiere zur Ausrichtung der Armee wurden sogar von einem NZZ-Redaktor verfasst. Entsprechend unkritisch daher die Haltung gegenüber dem VBS und deren Vorstehern. Wichtiger als die Landesverteidigung war jahrelang das Ziel, die SVP zu demütigen und ihr an der Urne oder im Parlament Niederlagen zu bereiten. Dies mit dem Ergebnis, dass heute das die Armee befürwortende Lager gespalten ist, und die Linke in Fragen der Landesverteidigung den Ausschlag gibt.

Splitterpartei in der Regierung

Die glückliche Schweiz gönne sich, so rom. weiter, „seit neustem auch noch eine Regierung, in der eine in Wahlen nie bestätigte Splitterpartei zwei von sieben Mitgliedern stellt.“ Im internationalen Vergleich sei dies „ein weiterer helvetischer Sonderfall oder eher ein Kuriosum, auf das man nicht unbedingt stolz“ sein könne. Ach wirklich? Hat die NZZ jemals vor dieser absehbaren Entwicklung gewarnt? Hat man je lesen können, dass es ein Fehler wäre, den einzigen Unternehmer, der in seinem Departement aufgeräumt und den Einfluss der Verwaltung zurückgedrängt hat, aus dem Bundesrat abzuwählen? Dieser Aspekt ist vor allem darum von Bedeutung, weil es rom. selbst ist, die kritisch feststellt, dass die Politik eines eher schwachen Bundesrats und einer tendenziell immer stärkeren Verwaltung „in die Irre“ führt.

Wohlfühlbundesrat

Ziemlich beschönigend wird weiter festgestellt, dass sich „die Regierung derzeit nicht in Bestform präsentiert.“ Ebenfalls zutreffend kritisiert die Redaktorin, dass sich die Medien weniger mit der Qualität der Regierungsarbeit als mit der Qualität der menschlichen Beziehungen zwischen den Regierungsmitgliedern beschäftigten – als ob es politisch relevant wäre, dass sich die Bundesräte und Bundesrätinnen mögen.

Auch an dieser Stelle ist ein Einwand fällig, denn auch im Hause NZZ misst man der Harmonie in der Landesregierung grosses Gewicht bei. So schrieb Inlandchef Matthias Saxer – also roms. Vorgesetzter – vor wenigen Tagen in einem Kommentar zur Affäre Schmid/Nef: „Schmids Schweigen im Bundesrat spricht Bände über das Klima des Misstrauens im damaligen Gremium.“ Damit sollte entschuldigt werden, dass der VBS-Chef, allen Harmoniebekundungen zum Trotz, seine Kollegen im Bundesrat im Zusammenhang mit der Vergabe eines der höchsten Ämter des Landes eine wichtige Information vorenthalten hat. Auf perfide Art und Weise insinuierte er gleichzeitig eine Verantwortung von Christoph Blocher.

Mehr Staat weniger Freiheit

Jedes Wort von rom. kann man unterschreiben. Etwa wenn beklagt wird, wie „grundlegende Werte wie individuelle Freiheit, Eigenverantwortung und gezielte Solidarität“ erodierten und „schleichend durch staatliche Bevormundung und Zwangssolidarität“ ersetzt würden. Doch wo bleibt die Unterstützung der NZZ, wenn die SVP alleine auf weiter Flur den Einflussbereich des Staatsapparats zurückzudrängen versucht? Wenn sie zu diesem Zweck dem Staat die finanziellen Mittel beschränken will? Erst vor einiger Zeit hat ein Kollege von rom. die Kritik der SVP am immer grösser werdenden Staat als unstatthaft zurückgewiesen. Es gehe nicht an, den Staat zu kritisieren, schliesslich habe man ihm so wichtige Errungenschaften wie die Pressefreiheit zu verdanken. Als wäre die Pressefreiheit nicht ein Schutzrecht vor staatlicher Einflussnahme auf die Medien!

Staatskinder – also doch!

rom. hat auch absolut Recht, mit ihren Ausführungen zur staatlichen Kinderbetreuung, womit „nicht nur verantwortungsbewusste Eltern ihrer Selbstbestimmung beraubt“, sondern „auch die Kinder missbraucht“ würden, „indem man sie bereits im Vorschulalter quasi zu Integrationshelfern oder Sozialarbeitern“ mache.“ Ist das nicht genau das, was Ueli Maurer sagt, und wofür er von der NZZ als Frauenfeind und Ewiggestriger gebrandmarkt wurde? Und hat das Haus NZZ nicht jede Vorlage zur ausserfamiliären Familienbetreuung unterstützt als Beispiel der guten Zusammenarbeit innerhalb der „Koalition der Vernunft“, die auf die Ausgrenzung der SVP abzielt?

Eine Lanze für die Freiheit des Denkens

Wohltuend auch die Ausführungen über „staatliche Beglückungstechnokraten“, „Zwangssolidarität“ und die Auswirkungen einer Präventionspolitik, die auf eine Bevormundung des erwachsenen Bürgers hinausläuft. Sehr verhalten kommt hingegen die Kritik der Antirassismuskommission daher. Hier wird nur festgehalten, dass „gnadenlos abgestraft“ werde, wer es wage, an dieser Kritik zu üben. Ein Meister in der Disziplin „Verteidigung-der-Antirassismuskommission-und-von-Georg-Kreis-vor-Angriffen-der-SVP“ ist übrigens ein weiterer Redaktionskollege von rom., er heisst Christoph Wehrli und ist genau einer, der „bei auftauchenden sektoriellen Problemen umgehend generelle Verbote“ fordert. Also genau das tut, wovor rom. warnt.

Ist der Artikel von rom. bloss ein freiheitliches Feuerwerk, das rasch abgebrannt und verraucht ist, oder ist er Anzeichen dafür, dass man sich bei der „alten Tante“ von der Falkenstrasse auf bürgerliche Grundwerte zurückbesinnt? Hoffentlich müssen wir nicht ein ganzes Jahr warten, bis wir uns beim Lesen der NZZ das nächste Mal am Geist des 1. August erfreuen können.

Ueli Maurer in den Ständerat, weil er ist, wie er ist

Die Behauptung, es brauche im Ständerat andere Politiker als im Nationalrat, ist nicht totzukriegen, obwohl überhaupt nicht einzusehen ist, weshalb das so sein soll. Alle eidgenössischen Politiker werden auf die gleiche Bundesverfassung vereidigt, und haben darum, die „Freiheit und die Rechte des Volkes“ zu schützen und „die Unabhängigkeit und die Sicherheit des Landes“ zu wahren. (Sogar der Bundesrat und damit auch Frau Calmy-Rey hätten diesen Auftrag.) Daneben ist auch zu hören, es brauche im Ständerat Personen, die integrieren können, und nicht solche, die polarisieren. Schleierhaft bleibt dabei, wie jemand der so argumentiert, zum Schluss gelangen kann, Verena Diener sei Ueli Maurer vorzuziehen. Einer nüchternen Analyse hält diese Argumentation jedenfalls nicht stand. Dass er integrieren und Geschlossenheit erreichen kann, hat Ueli Maurer in den vergangenen zehn Jahren bewiesen. Politische Beobachter konstatieren unisono, dass die SVP unter der Führung von Ueli Maurer wesentlich homogener geworden ist. Keine Spur mehr von früheren Flügelkämpfen.

Wie sieht es diesbezüglich mit der Gegenkandidatin Verena Diener aus? Die Art und Weise wie sie die junge SP-Kandidatin Chantal Galladé ausgebootet hat, zeugt jedenfalls nicht gerade von grosser Konzillianz, dafür umso mehr von Zickigkeit. Und wie ist der Umstand zu werten, dass es unter massgeblichem Einfluss von Frau Diener zu einer Parteispaltung der Grünen gekommen ist? Ist das vielleicht Ausdruck von Dieners Integrationskraft?

„Gezielte Entlastungen“ – da lachen ja die Hühner!

Egal, wie man zur SVP steht, niemand kann bestreiten, dass man bei ihr weiss, woran man ist. Die Positionen der SVP zeichnen sich durch absolute Klarheit ab. Eine Klarheit, die den so genannten Mitteparteien offensichtlich unbequem ist.

Nehmen wir beispielsweise den Steuerfuss. Dieser wird alle zwei Jahre vom Kantonsrat neu festgelegt. Dieses Vorgehen – die Festlegung eines Wertes, der das Verhältnis zu den im Steuergesetz festgelegten Tarifen definiert – dient der Einfachheit, denn so kann vermieden werden, dass das Steuergesetz zu einer gesetzgeberischen Dauerbaustelle verkommt. Man muss nicht jedes Mal das System neu erfinden, sondern korrigiert ganz einfach den Steuerfuss. Das geht rasch, ist unbürokratisch, und kommt allen zu Gute, die in unserem Kanton Steuern bezahlen.

Nun hat die SVP als erste Partei der Bevölkerung versprochen, dass sie sich für eine Senkung des Steuerfusses um 5 Prozent stark machen will. Dies weil es rasch geht, unbürokratisch ist, und allen zu Gute kommt, die in unserem Kanton Steuern bezahlen.

Die Reaktionen der Mitteparteien waren entlarvend: Die CVP, die einen Regierungsrat stellt, der eben von der Finanz- in die Baudirektion geflüchtet ist, will Entlastungen für Familien und KMU. Dagegen ist im Grunde nichts einzuwenden, ausser, dass es lange geht, bürokratisch ist, und nicht allen zu Gute kommt, die in unserem Kanton Steuern bezahlen.

Eine ganz besondere Ausrede, um keinen Antrag der SVP unterstützen zu müssen, hat man sich bei der FDP ausgedacht: Dort fordert man „gezielte Entlastungen“ von der insbesondere „Steuerzahler mit sehr hohen Einkommen“ profitieren sollen. Das geht zwar lange, ist bürokratisch, und wird es in der nicht ausbleibenden Referendumsabstimmung schwer haben, denn diese Lösung komm nicht allen zu Gute kommt, die in unserem Kanton Steuern bezahlen. Doch die „Steuerzahler mit sehr hohen Einkommen“ werden sich über diesen untauglichen Versuch der FDP sicher freuen.

Die Zürcher Regierung schläft

„Eine eigentliche Steuerstrategie war nicht explizit vorhanden. Ich habe daher das Steueramt und Experten beauftragt, eine Steuerstrategie zu erarbeiten.“ Dieser entlarvende Satz findet sich auf der Website der CVP des Kantons Zürich und stammt vom in die Sicherheitsdirektion geflüchteten Hans Hollenstein. Er ist darum entlarvend, weil er belegt, dass die Zürcher Regierung in einer der wichtigsten Staatsaufgabe überhaupt – in der Steuerpolitik -über kein brauchbares Konzept verfügt. Nicht genug, dass dies niemanden zu stören scheint, man erachtet das Thema im Kaspar Escher-Haus nicht einmal als Chefsache. Und so delegiert man die Angelegenheit an „Steueramt und Experten“. Während andere Kantone bereit sind, sich den Herausforderung des Steuerwettbewerbs zu stellen, wird im Kanton Zürich auf später vertröstet.

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