Fakten sind für viele eine lästige Sache

Wer in sämtlichen Meldungen über Strafhandlungen die Nennung der Täterherkunft fordert, mag dies aus politischen Gründen tun. Ideologisch verblendet handelt hingegen, wer darauf aus Gründen der Political Correctness kategorisch verzichtet. Ein Medium würde seinem Auftrag in beiden Fällen nicht gerecht. Zu Recht würde man es der Irreführung, ja der Manipulation seines Publikums bezichtigen. Wobei das Unterdrücken von Fakten klar schwerer wiegt. Denn Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert, wie schon der englische Schriftsteller und Kritiker Aldous Huxley feststellte. Über Fakten ist dort zu berichten, wo es Sinn macht.

Niemand käme auf die Idee, zu fragen, ob sich Straftäter nach der Marke ihrer Autos kategorisieren lassen. Ebenso will niemand wissen, ob Linkshänder in unseren Gefängnissen überproportional vertreten sind. Auch der Haarfarbe von Delinquenten wird keinerlei Bedeutung beigemessen. Es muss also einen Grund geben, weshalb– insbesondere im Zusammenhang mit Gewaltdelikten – nach der Nationalität beziehungsweise nach der Herkunft von Straftätern gefragt wird.

Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Wir haben ein Problem mit Zuwanderern aus dem Balkangebiet, der Türkei und Afrika. Diese Personengruppen sind in unseren Gefängnissen überproportional häufig anzutreffen und belasten unsere Sozialwerke wesentlich stärker, als es ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechen würde. Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass es eine bestimmte Gruppe von Ausländern ist, die uns Schwierigkeiten bereitet, während andere geradezu Muster gelungener Integration sind. Beides verdient Erwähnung. Nur wer keinerlei Interesse daran hat, die offensichtlichen Probleme zu lösen oder ihnen in der irrigen Annahme, dadurch benachteiligten Menschen zu helfen sogar Vorschub leistet, kann sich dagegen sträuben, einen Sachverhalt offen und unvoreingenommen zu diskutieren. Doch dazu sind Fakten unerlässlich. Bloss losgelöst von Tatsachen über die Ungerechtigkeit der Welt zu plaudern, mag seinen Reiz haben und das Herz eines jeden Gutmenschen höher schlagen lassen, es trägt aber nicht das Geringste zur Problemlösung bei. Gerade vermeintlich lösungsorientierte Personen sollten das eigentlich wissen.

Wer Entscheidungen zu treffen hat, sollte dies möglichst aufgrund einer soliden Faktenlage tun. Kein Arzt würde eine Operation vornehmen, ohne vorher abgeklärt zu haben, was dem Patienten genau fehlt. Und wenn die Nationalbank die Leitzinsen festlegt, erwarten wir alle, dass sie dies auf der Basis möglichst gefestigter volkswirtschaftlicher Daten tut. Genau gleich verhält es sich, wenn Fragen über Personenfreizügigkeit, Familiennachzug oder Einbürgerungen anstehen. Wenn Fakten unterschlagen werden, können keine richtigen Entscheide gefällt werden. Es sei denn aus Zufall, der sich selten als Glücksfall herausstellt.

In unserem Nachbarland Frankreich lässt sich sehr genau verfolgen, wohin politische Korrektheit führt. In der Grande Nation ist es nämlich verboten, Daten über die Herkunft und Religion von Zuwanderern zu erfassen. Dies hat dazu geführt, dass keinerlei brauchbares statistisches Material über die desolaten Zustände in den berüchtigten Banlieues vorliegt. Solches wäre aber wichtig, um nur schon Ansätze für Lösungen entwickeln zu können. Und nur wer das allnächtliche Anzünden von Autos als gelebtes Brauchtum oder Vorstufe zur sozialistischen Weltrevolution betrachtet, wird sich dem verschliessen.

Es ist kindisch, wenn sich Medienschaffende spitzbübisch freuen, dass einer kriminellen Bande auch Schweizer angehören. Diesen Umstand zu kolportieren, bereitet offenbar weit weniger Mühe. Der Hinweis ist jedoch wertlos, denn relevant ist nicht die Nationalität, sondern die kulturelle Herkunft eines Täters. Darum darf ein Hinweis auf einen allfälligen «Migrationshintergrund» nicht fehlen. Ansonsten dient es höchstens der «Verschönerung der Statistik». Hierzu liefert Mark Twain das passende Schlusswort: «Fakten sind eine lästige Sache, Statistiken sind da schon gefügiger.»
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Erschienen in „Der Landbote“ vom 31. August 2009

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2 Gedanken zu „Fakten sind für viele eine lästige Sache“

  1. Wenn schon Fakten, dann richtig. Gerade Killias‘ neue Studie zur Jugendgewalt zeigt (wenn man sie auch liest), dass eben nicht „die kulturelle Herkunft eines Täters“ primärer Prädiktor für „Strafhandlungen“ ist, sondern das soziale Umfeld (Familie, Nachbarschaft, Schule). Ausländer leben besonders oft in problematischen Nachbarschaften, gehen in tiefere Schulniveaus und haben weniger elterliche Kontrolle – aber Schweizer sind von diesen Problemen auch betroffen.

    Wer die Fakten tatsächlich akzeptiert sieht damit auch, wie das Problem gelöst werden muss. Artikel wie dieser hier helfen beim Lösen nicht; tatsächliche Lösungsansätze würden die tatsächlichen Probleme beheben und damit auch Schweizern *ohne* Migrationshintergrund helfen; die leben nämlich oft in den selben Nachbarschaften, gehen in die selben Schulen und haben auch Eltern, die keine Zeit für sie haben.

  2. Wer von Zanetti beschrieben – es schafft in die Zeitung oder aber in seinen BLOG zu kommen oder auch sonstwo Erwähnung zu finden, wird es mit einer höchstens „blauen Wade“, gewiss überleben- aber „oft“ war diese Tat in beschreibender Art Zanetti’s Nötig um auf Missstände hinzuweisen, was sonst selten jemand tut. Natürlich kann er auch einmal „zu weit“ gehen, doch aber beweist er damit „Courage“ und Herz. So wie es manchmal mit einer beisserischeren Reaktion- gegenüber Aussen- auch von Bundesräten „richtiger“ wäre und sicher auch besser, als blinder Gehorsam bzw. Entschuldigungstourneen – bei Südanflügen (Leuenberger) – oder eben via Merz bei (Steinbrück oder in Lybien kürzlich), mit Entschuldigungstourneen. Wenn dann der Bundesrat mit härteren Worten Lybien später zu begegnen beginnt, wirkt das nur noch lächerlich. Leider. Deshalb Zanetti, danke für die „Bisse“.

    StS

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