Mit Fanatismus lässt sich die Vergangenheit nicht korrigieren

Nicht einmal der Liebe Gott kann Geschichte ungeschehen machen – die Linken probieren es trotzdem. So wird unserem nördlichen Nachbarland gerade krankhaft versucht, die Exzesse des Nationalsozialismus durch den anderen Sozialismus zu kompensieren. Das wird nicht funktionieren.

Anlässlich eines seiner spannenden sicherheitspolitischen Referate führte der 2012 verstorbenen Divisionär Hans Bachofner einmal aus, wie unruhig Deutschland als Nachbar sei. Innerhalb von 100 Jahren durchlebte unser nördlicher Nachbar ein Kaiserreich, einen Weltkrieg, eine ungeliebte Republik, eine nationalsozialistische Diktatur, einen zweiten Weltkrieg, die Aufteilung des Landes, eine real-existierende sozialistische Diktatur und nach deren Zusammenbruch eine Wiedervereinigung in eine Republik durchlebte.

Der Widerstand gegen Hitler gewinnt an Fahrt

Leider wird auch diese Republik weniger vom Vertrauen in das System «Demokratie» getragen, als vielmehr von der Furcht, es wieder falsch zu machen. Der brillante Publizist und Aphoristiker Johannes Gross (1932-1999) sagte einmal: „Der Widerstand gegen Hitler und die Seinen wird umso stärker, je länger das Dritte Reich zurück liegt.“ Tatsächlich kriegt, wer derzeit deutsche Medien konsumiert, den Eindruck, die Nazis stünden kurz vor der erneuten «Machtergreifung», und die Viehwaggons stünden schon bereit. Unter dem Jubel der «Anständigen» werden vor laufender Kamera Existenzen wegen Verstosses gegen die politische Korrektheit zerstört. Verdiente Persönlichkeiten und langjährige Würdenträger werden aus ihren Parteien geworfen, nur weil sie auf Fehlentwicklungen und Versäumnisse hinweisen, wofür eine selbstbewusste Demokratie eigentlich dankbar sein müsste.

Schlechte Ausgenzung, gute Ausgrenzung? Wer bestimmt die Regeln?

Als am 19 Februar 2020 ein offenbar geisteskranker Mann in der deutschen Stadt Hanau in und vor zwei Shishabars zehn Personen sowie seine Mutter und schliesslich selbst umbrachte, nutzten Politiker und Medien die Gelegenheit, um gegen die AfD zu hetzen, der man eine Mitschuld zur Last legte. Dabei besteht, wenn überhaupt, nur zu den lokalen Grünen eine Verbindung: Der Vater des Täters ist Mitglied und kandidierte auch schon für politische Ämter. Da das schlecht zum «Kampf gegen rechts» passt wurde der Name des Mannes in leninistisch-stalinistischer Tradition mitsamt seinem Bild kurzerhand von der Website gelöscht. Als hätte es ihn nie gegeben.

Von einem Extrem ins andere

Offenbar wird versucht, Fehler der Vergangenheit durch Überkompensation nachträglich zu korrigieren. Doch sechs Millionen Juden werden nicht wieder lebendig, indem man Kritiker offener Grenzen der ewigen Verdammnis empfiehlt. Man macht die Verbrechen der Nazis nicht ungeschehen, indem man sich die Politik ihrer erklärten Erzfeinde zu eigen macht.

Wer Republik und Demokratie bereits in ihren Grundfesten erschüttert sieht, weil eine Partei, ein politisches Vakuum füllt, das Angela Merkel geschaffen hat, ist kein richtiger Demokrat. Demokraten zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass sie demokratische Entscheide akzeptieren, und nicht «korrigieren», wenn sie ihnen nicht passen. Wer von der Überlegenheit der Demokratie überzeugt ist, grenzt den politischen Gegner nicht aus, sondern arbeitet mit ihm zusammen. Nicht weil man gleicher Meinung ist, sondern obwohl man anderer Meinung ist.

Wertlose «Sicherungen»

Diese geradezu panische Angst davor, es schon wieder zu verbocken, führt dazu, dass bereits Gelassenheit als Verrat an der guten Sache gilt, für die man doch mit Sturm und Drang kämpfen sollte. In einem solchen Klima hat die Einsicht, dass ein demokratisches Gemeinwesen, in dem herzhaft gestritten wird, immer wieder zur Mitte tendiert und das Extreme bremst, keine Chance. Stattdessen wird nach Regeln und Gesetzen gesucht, die man für unabänderlich erklärt, die aber keiner Bewährungsprobe standhalten, ja sogar kontraproduktiv sein können, wenn plötzlich die Falschen über die Deutungshoheit verfügen.

Genau das passierte zum Beispiel in den 30er-Jahren, als die Nazis in Deutschland den Rundfunk übernahmen und für ihre Zwecke instrumentalisierten. Sie mussten dabei kaum etwas ändern oder gar Zwang anwenden. Die Sprecher waren es sich nämlich gewohnt, nur staatliche Verlautbarungen zu verlesen. Nach dem 1. Weltkrieg und den darauffolgenden Unruhen wollte man auf Nummer sicher gehen und wähnte die Informationshoheit und damit die Grundlage der politischen Auseinandersetzung bei Väterchen Staat am besten aufgehoben. Die Nazis brauchten lediglich andere Communiqués verlesen zu lassen. Schliesslich waren sie ja nun der Staat…