Hassreden von der Kanzel

Der frühere Zürcher Weibischof Peter Henrici sagte 2004, ein guter Christ könne nicht SVP wählen. Als Jesuit – und die Jesuiten betrachten sich bekanntlich als intellektuelle Speerspitze der Kirche und legen darum grössten Wert auf eine Top-Ausbildung – wusste er dabei natürlich ganz genau, was er sagte, und dass es dafür ein Präjudiz gibt: 1932, also noch kurz vor der so genannten Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Deutschland, erklärten sämtliche Diözesen im Deutschen Reich die Zugehörigkeit zur NSDAP, also zur Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei, für „unvereinbar mit dem christlichen Glauben.

Weibischof Henrici ging noch weiter, indem er nicht auf die aktive Mitgliedschaft abstellte, sondern bereits das Wählen der SVP als unchristlichen Akt bezeichnete. Diese Ungeheuerlichkeit, die mit Abstand grösste demokratische Kraft in unserem Land so zu verunglimpfen, erhielt kürzlich eine Bekräftigung durch Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding, die öffentlich erklärte «Ich glaube, ich könnte ihm recht geben.» Die Frau ist übrigens nicht „Höchste Katholikin“ ist, wie gewisse Qualitätsjournalisten behaupten, sondern Präsidentin der staatlich anerkannten Körperschaft. Sie schränkte zwar nachher ein, es gehe ihr nur um die Asylpolitik der SVP. Aber damit outet sie sich als schlechte Demokratin. Unser Asylrecht ist nämlich demokratisch legitimiert, und die letzte Verschärfung erfolgte gegen den Willen der SVP, die die Vorlage wegen der Gratis-Anwälte, die nun eingeführt werden, ablehnte.

Als Präsidentin müsste Frau Driessen für Einheit sorgen, doch sie zieht es vor, den Keil der Spaltung in ihre Organisation zu treiben. Sie macht genau das, was sie anderen vorwirft: Sie schliesst nicht ein, sondern aus. Auch dafür gibt es ein bekanntes Beispiel: Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Margot Kässmann pries 2010 die Anti-Baby-Pille als „Gottesgeschenk“. – Das darf sie selbstverständlich. Auch für Menschen der Kirche gilt das Recht auf freie Meinungsäusserung. Doch sie sagte es anlässlich des ökumenischen Kirchentag, der die Einheit der Christen fördern und daher das Einende und nicht das Trennende betonen sollte, und sie sagte es ausgerechnet im Münchner Liebfrauendom, einem der bekanntesten katholischen Gotteshäuser Deutschlands. Es ging also nur um Provokation. Die Aussage war eine Hass-Rede.