Vergesst Martelli!

Die Freisinnigen haben wieder einmal Aspirationen auf das Amt des Zürcher Stadtpräsidenten. Da die Limmatstadt nun einmal rot-grünes Territorium ist, ist bei Ihnen die Einsicht gereift, dass es die Stimmen der SVP-Basis braucht, um einen Erfolg überhaupt in den Bereich des Realisierbaren zu rücken. Man braucht die SVP. Mehr aber nicht.

 

Kandidatin der Freisinnigen ist Kathrin Martelli, mit der sich angeblich etwas ändern soll. Was, weiss wahrscheinlich nicht einmal sie selbst. Die bürgerliche Wende, von der bisweilen schwadroniert wird, lässt sich mit ihr jedenfalls nicht verwirklichen. Im Gegenteil, wenn die SVP heute dafür kämpfen will, dass Frau Martelli Stadtpräsidentin wird, stellt sich die Frage, warum sie über Jahre hinweg Elmar Ledergerber mit Inbrunst kritisiert hat.

 

Heute Morgen berichtete das Regionaljournal von Radio DRS über die erste Podiumsveranstaltung der zwei Frauen, die Stadtpräsidentin werden wollen. Fazit: Die beiden unterscheiden sich kaum. Wieso soll jemand also eine angeblich bürgerliche Politikerin wählen, wenn diese linke Positionen vertritt? Würde es nicht mehr Sinn machen, die Stimme gleich dem sozialdemokratischen Original zu geben?

 

Politik ist keine exakte Wissenschaft. Häufig ist es nötig, im übergeordneten Interesse Kompromisse einzugehen. Bisweilen muss sich eine Partei sogar etwas verbiegen oder sich im Spagat üben. Das alles gehört zur Politik. Doch kann man es noch Spagat bezeichnen, wenn man als grösste bürgerliche Kraft eine Frau unterstützt, die nicht einmal bereit ist, sich mit potentiellen Kandidaten der eigenen Partei gemeinsam abbilden zu lassen? Und wird ein Wahlbündnis nicht vollends zur Farce, wenn Martellis Parteifreund in der Exekutive öffentlich erklärt, er sei gegen die Unterstützung des Kandidaten der SVP, weil er sich noch im Spiegel betrachten können wolle? Unter solchen Voraussetzungen ist ein Zusammengehen mit einer anderen Partei nicht glaubhaft. Es wird zum Witz.

 

Bleibt nur noch die Frage, warum Martin Vollenwyder überhaupt in den Spiegel blicken will.

 

Ein Gedanke zu „Vergesst Martelli!“

  1. Herr Stadtrat Vollenwyder hat anscheinend gesagt -falls 20 Minuten ihn richtig zitiert hat – er könne nicht den Kandidaten der SVP Roger Liebi unterstützen, er wolle sich nämlich am morgen im Spiegel anschauen können. Es ist rührend, wie manche FDP Politiker das Hohelied des Anstands singen. Denken wir zum Beispiel an Regierungsrätin Ursula Gut. Ohne die Unterstützung der SVP hätte sie noch jahrelang in Küsnacht verwusteln können. Hätten nur der Wähleranteil Ihrer Partei oder Ihre Leistung gezählt, wäre sie nie in der Regierung gewählt worden. Und jetzt? Plötzlich? Hände weg von der pfui-pfui-Partei SVP… Die Dame lobbyiert aktiv gegen eine Bundesratsbeteiligung von Christoph Blocher oder Ueli Maurer. Sie tut dies in „Unser Recht“, einer unheimlichen Vereinigung von Gutmenschen und Pseudo-Demokraten. (Lesen Sie dazu den ausgezeichneten Artikel von Urs Paul Engeler in der neusten „Weltwoche“.)
    Diese FDP Politiker können weiter das Hohelied des Anstands weitersingen. Sie singen nämlich genau so wie sie sind: falsch.

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