Yes, we can…
Wenn sich Politik zum organisierten Verbrechen gesellt
Lange werden auch die Schweizer Mainstream-Medien den Skandal nicht mehr unter dem Deckel halten können. Es lässt sich nicht länger leugnen, dass es keine vom Menschen verursachte Klimaerwärmung gibt. Vielmehr hat sich das Netzwerk der Alarmisten als mafiöses Konstrukt erwiesen.
Vor einigen Tagen sind Hacker in das Computersystem der Climate Research Unit, einer der Schaltstellen der internationalen Klimaforschung, eingedrungen, wo sie Daten entwendeten. In der Folge stellten die Täter eine umfangreiche E-Mail-Korrespondenz, deren Authentizität inzwischen bestätigt worden ist, ins Internet. Damit ist die Glaubwürdigkeit der gegenwärtigen Klimaforschung futsch. Nicht einmal die Aberkennung des 2007 an den „Weltklimarat“ verliehenen Friedensnobelpreises würde zur Schadensbegrenzung genügen.
Selbst Klima-Zeloten wie Moritz Leuenberger können nicht mehr länger bestreiten, dass gestützt auf geheimen Absprachen Daten manipuliert wurden. Was nicht ins Konzept passte, wurde konsequent unter Verschluss gehalten. Niemand sollte erfahren, dass seit über zehn Jahren kein Temperaturanstieg zu verzeichnen ist. Die Verschleierung ging so weit, dass gezielt Daten vernichtet wurden, um sie nicht eines Tages aus rechtlichen Gründen veröffentlichen zu müssen. Weiter geht aus den Mails klar hervor, dass gegen Skeptiker der politisch korrekten Klimaforschung regelrechte Mobbing-Attacken durchgeführt wurden.
Im Stile goebbelscher Propaganda wurde Jahre lang gelogen, was das Zeug hält. Dabei lässt sich mit einem Eiswürfel und einem Glas Wasser nachweisen, dass selbst das vollständige Schmelzen des Polareises keinen Anstieg des Meeresspiegels zur Folge hätte. Auch die Sache mit den Eisbären ist Quatsch. Pro Jahr müssen zur Regulation der in den vergangenen 50 Jahren von 5’000 auf 25’000 angewachsene Population etwa 800 Tiere abgeschossen werden.
„Waldsterben“, „Ozon“, „Feinstaub“, „Vogelgrippe“, „BSE“. Ständig tauchen neue Horrorszenarien auf. Und regelmässig ist es bestenfalls „fünf vor zwölf“. Und jedes Mal kann der Untergang höchstens noch mit viel Geld abwendet werden. So ist es auch mit dem Klima. Seit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls am 16. Februar 2005 wurden von den Vertragstaaten über US$ 717’300’000’000 ausgegeben, um die Temperatur bis zum Jahr 2050 um den Bruchteil eines Grades zu senken. Nur die Wirtschaftskrise vermochte die Masslosigkeit der Politiker etwas zu zügeln. Neue, noch groteskere Szenarien liessen nicht auf sich warten. So liess das deutsche Potsdam-Institut verlauten, es sei alles viel schlimmer als befürchtet, es drohe nun ein sprunghafter Temperaturanstieg. Noch in diesem Jahrhundert müssten die Emissionen auf Null gesenkt werden, um das Klimasystem zu stabilisieren. – Man denkt nach „Climategate“ unweigerlich an den irakischen Informationsminister Muhammad as-Sahhaf oder an die Durchhalteparolen des SED-Politbüros kurz vor dem Mauerfall.
Schon vor über zehn Jahren sagte der Kulturwissenschaftler Benny Peiser, dass er der Mafia, wäre er deren Finanzberater, empfehlen würde, in den Handel mit Klimazertifikaten einzusteigen. Tatsächlich kommt es im Zusammenhang mit dieser modernen Form des Ablasshandels immer wieder zu massiven „Unregelmässigkeiten“. Konsequenzen hat dies keine. Es herrscht Omertà. Und diesem Gesetz des Schweigens folgend, wurde auch kommentarlos hingenommen, dass die jüngsten Gewinne der amerikanischen Banken zu einem grossen Teil im Handel mit ebendiesen Klimazertifikaten erzielt wurde. Es handelt sich um die gleichen Banken, die den Wahlkampf von Barack Obama grosszügig unterstützt haben. Er wird sich in Kopenhagen erkenntlich zeigen.
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Erschienen in der Berner Zeitung vom 28. November 2009
Auch Arbeiten bildet
Eine Erhöhung der Studiengebühren ist nicht ungerecht, sondern im Interesse der Gerechtigkeit geboten. Es ist nämlich nicht einzusehen, warum „Büezer“ und Angestellte für ihre Ausbildung teilweise tief in die Taschen greifen müssen, während Studenten lediglich einen symbolischen Beitrag leisten. Es ist kein Menschenrecht, anderen auf der Pelle zu liegen, oder sich – Leistungsfähigkeit vorausgesetzt – von der Allgemeinheit durchfüttern zu lassen. Nicht einmal aus dem von den Linken gerne angerufenen Völkerrecht lässt sich ein solches herleiten.
Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mir von der zurzeit laufenden Micky Maus-Besetzung an unserer Universität ein Bild zu verschaffen. Das war höchst aufschlussreich: Irgendwie wollten die tumben Sponti-Sprüche und Phrasen aus der Mottenkiste der 68er nicht recht zu den angeblich auf Bildung erpichten Manifestanten passen. Auch habe ich kaum jemanden beim Studium eines Buches gesehen. Besonders enttäuscht hat mich allerdings, dass die Demonstranten zwar ungeniert Forderungen an den Staat stellen, sich aber nicht im Geringsten dafür interessieren, wie es finanziell um diesen Staat bestellt ist. Niemand wusste beispielsweise, dass wir das laufende Jahr mit einem Verlust von über 200 Mio. Franken abschliessen werden. Kein Schimmer auch von dem für 2010 budgetierten Defizit von über 700 Millionen, geschweige denn von den darauf folgenden Defiziten von 1’300, 1’400 und weiteren 1’300 Mio. Franken.
Beim Eingang zum Hauptgebäude der Universität heisst es in einer Inschrift „Nach dem Willen des Volkes“. Ob die Demonstranten wissen, was damit gemeint ist? Wer als Student angesichts der hiesigen Verhältnisse glaubt, vor einer „Zweiklassen-Bildung“ warnen zu müssen oder eine Erwerbsarbeit schlicht für unzumutbar hält, hat die Relationen verloren und müsste zum Arbeiten verpflichtet werden können. Ein kurzer Aufenthalt in der realen Welt würde genügen, um zur Einsicht zu gelangen, dass Zürcher Studenten auch nach einer Gebührenerhöhung enorm privilegiert sind. Und für die wirklich Bedürftigen gibt es Stipendien.
Einen Makel hat die Erhöhung der Studiengebühren allerdings tatsächlich: Sie ist keine Sparmassnahme im eigentlichen Sinn, weil sie nicht zu einer Senkung des Aufwands zwingt, sondern mehr Geld in die Kassen spült. Dies lässt sich jedoch mit einer Steuerfusssenkung zugunsten der gesamten werktätigen Bevölkerung leicht kompensieren.
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Erschienen im Tages-Anzeiger vom 27. November 2009
Im Nachhinein ist zu spät
Journalisten lieben es, sich über journalistische Ethik auszulassen – allerdings immer erst im Nachhinein, wenn der Schaden bereits angerichtet ist. Wenn es kaum mehr jemanden gibt, der die brisanten Bilder nicht gesehen hat, wenn jeder weiss, wer, wann, wo und mit wem, dann rennen sie bei den „Experten“ die Türen ein. Dann gehört die Bühne den Roger Blums, Kurt Imhofs und Peter Studers, und die Journalisten hängen an ihren Lippen.
Lehren werden so gut wie nie gezogen. Skrupellos wird über jeden Schwachsinn berichtet. Oder was ist es anderes, wenn ein so genannter Basejumper im Zuge einer Werbeaktion von einem Hochhaus stürzt und sich dabei verletzt? Die einzig richtige Reaktion müsste lauten: „So what?“ Aber nein, aus unerklärlichen Gründen sind sich selbst Journalisten renommierter Zeitungen nicht zu schade, um darüber zu berichten – selbstverständlich unter Nennung des beworbenen Produkts. Was, wenn das nächste Unternehmen diesen Unsinn kopiert, oder gar zu übertrumpfen versucht? Was, wenn die Nachäffer weniger Glück haben und nicht überleben? Werden sich die betreffenden Journalisten dann wenigstens Gedanken machen? Oder brauchen sie auch dafür Experten?
Warum sollen wir jemandem, der nicht einmal für den Zoo-Verwaltungsrat taugt, die Staatskasse anvertrauen?
Dass ein Mitmischen des Staates häufig zu falscher Sicherheit verführt, zeigt sich immer wieder. Der Staat hat öffentliche Aufgaben zu erledigen, nichts anderes. Er ist nun einmal kein Unternehmer. Er taugt nicht einmal zum Aktionär.
Wenn in der Wirtschaft, die täglich dafür sorgt, dass wir essen und kaufen können, was wir wollen, uns kleiden können, wie wir wollen, reisen können, wohin wir wollen, einmal etwas nicht nach Wunsch verläuft, fordern Linke, Denkfaule und andere Staatsgläubige sofort neue Regeln. Diese Sozialisten behaupten dann gemeinsam mit einem triumphierenden Moritz Leuenberger, der freie Markt habe versagt, es brauche darum mehr Staat. Dass gerade die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise zu einem grossen Teil auf falsche Regeln, politische Vorgaben und fehlende Kontrollen zurückzuführen ist, wird ausgeblendet, als handelte es sich dabei bloss um ein störendes Detail.
Auch der Zoo Zürich ist eine Aktiengesellschaft. 75 % der Aktien sind bei über 6’000 Aktionären breit gestreut. Stadt und Kanton Zürich besitzen je 12,5%. Mindestens 30 Prozent der Aktien werden also von der öffentlichen Hand gehalten. Und diese werden von Regierungsrätin Ursula Gut-Winterberger und Stadtrat Martin Vollenwyder (beide FDP) im Verwaltungsrat vertreten. Als weiterer Politiker, der von Löwen und Elefanten nichts versteht, kommt Kantonsrat Willy Haderer von der SVP dazu. Wie es trotz dieses Aufgebots an geballter Kompetenz dazu kommen konnte, dass die Zoo AG mit Lehman-Papieren einen Verlust von fast 2,9 Millionen Franken einfahren konnte, ist mir ein Rätsel.
Im Zoo-Leitbild heisst es: „Unsere Aktivitäten entwickeln wir ausgehend von einer innovativen, wirtschaftlichen Führung und zukunftsgerichteten, nachhaltigen Finanzierung.“ Nun wissen wir, was darunter zu verstehen ist.
Ein Schock für die Linken
Soeben erreichte uns die Meldung, dass GM Opel nun doch nicht an Magna und eine russische Bank verkauft wird. Die MG-Geschäftsleitung gibt sich angesichts der jüngsten Verkaufszahlen zuversichtlich, ohne fremde, bzw. staatliche Hilfe über die Runden zu kommen. Der Absatz von GM in den USA war im Oktober zum ersten Mal seit 21 Monaten im Jahresvergleich wieder gestiegen. Mit mehr als 177.000 Fahrzeugen seien vier Prozent mehr Einheiten verkauft worden als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, gab der Konzern bekannt. Verantwortlich für die positive Entwicklung ist dem Unternehmen zufolge die starke Entwicklung bei den vier Kernmarken Chevrolet, Buick, GMC und Cadillac.
Eine erfreuliche Meldung, sollte man meinen. Nicht so für Menschen, die à tout prix selbst denen helfen wollen, die gar keine Hilfe nötig haben – also für Sozialdemokraten wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich darüber empört zeigt, dass sie 4,5 Milliarden Euro weniger ausgeben muss und sogar 1,5 Milliarden Euro zurückerhält. Die Korrespondentin unseres zwangsgebührenfinanzierten Staatsradios DRS redet gar von einem „Schlag in die Kniekehle“.
Da sind offensichtlich die Relationen durcheinander geraten. Schon für Jo Ackermann setzte es seinerseits Prügel, als er erklärte, er würde sich schämen, wenn er für die Deutsche Bank Staatsgelder in Anspruch nehmen müsste. Das wurde von der Politik als Affront gewertet. Logisch: Wer die Menschen von sich abhänig machen will, muss sie erst dazu bringen, sich in die Abhängigkeit zu bewegen. Das weiss jeder Drogendealer.
Kein Sonderrecht für Muslime
Freiheit ist am wichtigsten. Dann kommt gleich Gerechtigkeit. Dass sich Menschen zu einem Gemeinwesen zusammenschliessen, hat zum Zweck, dem Individuum einen möglichst grossen Freiraum zu garantieren. Und damit möglichst jedes Mitglied der Gemeinschaft in den Genuss dieses Rechts auf Selbstentfaltung kommt und nach seinem Glück streben kann, ist Freiheit gerecht zu verteilen. Aus diesem Grund ist die Rechtsgleichheit in einem Rechtsstaat zentral. Der Staat – Richter, Regierung und Verwaltung, aber auch der Gesetzgeber – hat alle, die dem Recht unterworfen sind, gleich zu behandeln.
Indem die „Minarett-Initiative“ für Muslime besondere Regeln festlegt, verletzt sie das Gebot der Rechtsgleichheit. Das ist der Grund, weshalb ich sie ablehne. Man sollte nicht Gesetze aufstellen, die nur für bestimmte Gesellschaftsgruppen gelten. Mit Annahme der Bundesverfassung von 1999 ist der Einwand, die Schweiz sei ein christliches Land und eine gewisse Hegemonie des Christentums darum legitim, rechtlich nicht mehr haltbar. Es waren damals so „zuvorkommende“ Politiker wie der Christdemokrat Arnold Koller, die sich mit Beteuerungen überschlugen, mit „Gott dem Allmächtigen“, sei keinesfalls der christliche Gott gemeint. Vielmehr wolle man damit jegliche Gottheit ansprechen. Das ist auch das Credo all derer, die ausser „Dialogbereitschaft“ und bisweilen tödlicher Toleranz nichts zu bieten haben. Dass sich Volk und Stände dieser Auffassung angeschlossen haben, hat nun Konsequenzen. Und nur die vollständige Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften in organisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht vermag die damit einhergehenden Probleme zu lösen.
Hier gelten unsere Regeln
Die verfassungsmässig verbriefte Rechtsgleichheit stellt nicht nur ein Recht dar. Sie enthält auch die Pflicht, sich der geltenden Rechtsordnung uneingeschränkt und im gleichen Masse wie alle anderen zu unterwerfen. Wer hier leben will, hat unsere Regeln einzuhalten. In Fragen wie Gleichberechtigung der Geschlechter, Mädchenbeschneidung, Zwangsheiraten oder Terrorismus gibt es nichts zu verhandeln. Genauso wenig stehen unsere Freiheitsrechte zur Disposition, zu denen das Recht gehört, Dinge zu sagen, die Muslimen nicht passen, ja sie sogar verletzen. Religionsfreiheit räumt Religionen nämlich keine Sonderstellung ein, sondern schützt das Recht des Individuums auf freie Meinungsbildung und -äusserung in religiösen Angelegenheiten. Auch Atheisten, Agnostiker und Religionskritiker können sich auch die Religionsfreiheit berufen. Muslime haben sich Kritik an Mohammed und am Islam im gleichen Umfang gefallen zu lassen, wie das bei jeder anderen Religionsgemeinschaft der Fall ist. Dass Horden fanatischer Muslime wegen einiger läppischer Karikaturen morden und brandschatzen spricht jedenfalls nicht gegen die Minarett-Initiative, sondern nährt vielmehr Zweifel an der Kompatibilität des Islams mit der Demokratie.
Schielen aufs Ausland
Es ist bedenklich, dass unsere Landesregierung ein Volksbegehren deswegen zur Ablehnung empfiehlt, weil sie um das eigene Image im Ausland fürchtet, dass sie aber nicht einmal daran denkt, von den uns kritisierenden islamischen Ländern Gegenrecht einzufordern, also das Recht, Kirchen, inklusive Türme, zu bauen. Dazu passt, dass sich unser ansonsten so sehr auf Übereinstimmung mit dem Völkerrecht bedachter Bundesrat kürzlich weigerte, in Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage darzulegen, ob es möglich wäre, mit einer Volksinitiative hierzulande Scharia-Recht einzuführen.
Dass wir Schweizerinnen und Schweizer über solche Fragen streiten und danach abstimmen dürfen, zeichnet uns aus und stärkt unsere Demokratie. Wer sich dessen als Mitglied einer Behörde schämt, soll schleunigst zurücktreten. Es ist den Initianten hoch anzurechnen, dass sie die Problematik der Islamisierung auf die Tagesordnung brachten. Sie haben sich um die Demokratie, um den Wettstreit der Meinungen, verdient gemacht. Ganz im Gegensatz zu denen, die sich im Ausland für das Volksbegehren entschuldigten noch bevor die erste Unterschrift dafür gesammelt war, und zu denen, die politische Zensur üben, die ich zu Unrecht für überwunden glaubte.
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Erschienen im Tages-Anzeiger vom 2. November 2009
Toleranz ist, wenn es wehtut
Was sonst soll die verfassungsmässig verbriefte Meinungsäusserungsfreiheit schützen, wenn nicht mein Recht, zu sagen, zu schreiben, zu zeichnen oder sonst auf irgendeine Art und Weise zu verbreiten, was die Obrigkeit am liebsten verbieten möchte?
Basel und Neuenburg könnten mit Stolz auf eine freiheitliche Tradition zurückblicken. Doch stattdessen sollten sie sich dafür schämen, dass sie diese mit den Füssen getreten haben. Wo einst von der Kirche und weltlichen Fürsten verfolgte Denker Zuflucht fanden, üben heute die Stadtoberen politische Zensur aus. Nichts anderes ist das Verbot, auf öffentlichem Grund Plakate auszuhängen, auf denen für ein politisches Anliegen geworben wird. Die Stadtregierung von Neuenburg bezeichnete die Plakate des Komitees für die sogenannte Minarett-Initiative als «äusserst despektierlich gegenüber der muslimischen Gemeinschaft». Na und? Wählen und bezahlen wir unsere Regierung für die Durchsetzung des Knigge? – Plakate dürften verboten werden, wenn auf ihnen zur Gewaltausübung gegen bestimmte Personen oder Personengruppen aufgerufen wird. Das Missfallen einiger linker Zeloten kann als Rechtfertigung für einen dermassen schwer wiegenden Eingriff in die politischen Rechte nicht genügen. Daran ändert auch nichts, dass sich die Verbote umgehend als kontraproduktiv erwiesen haben – im Sinne der Zensoren, versteht sich.
Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet Politiker, die sich selbst als «liberal» bezeichnen, zu solch totalitären Methoden greifen. Keine Spur von der Toleranz, die sie allerorts predigen, wenn sie selbst tolerant sein müssten. Dabei ist Toleranz gegenüber Gleichdenkenden wertlos. Nur am Umgang mit Andersdenkenden lässt sich erkennen, wie es um das Verhältnis zur Freiheit – und nur darum geht es beim Liberalismus – tatsächlich bestellt ist.
Spätestens wenn man die Macht hat, etwas zu verbieten, ist die Forderung, das Verbieten zu verbieten, offenbar Geschwätz von gestern. Einer, der vom Paulus zum Saulus geworden ist, heisst Moritz Leuenberger, lebt in Bern und Zürich und bezieht ein Bundesratssalär. Der Sozialdemokrat hat «alles Verständnis» für ein Verbot des umstrittenen Plakats. Es gehe um die alte Frage, wie eine liberale Gesellschaft mit einer intoleranten Strömung umgehe. Hin und wieder die Bundesverfassung zur Hand zu nehmen würde dem Genossen Leuenberger gut anstehen. Dort findet sich nämlich in Artikel 5 der Satz, dass «Grundlage und Schranke staatlichen Handelns» das Recht ist. Mit anderen Worten: Wofür ein Bundesrat Verständnis hat oder wofür er kein Verständnis hat, ist vollkommen irrelevant. Massgebend ist das Recht. Und diese Bestimmung hat genau den Zweck, zu verhindern, dass un-sere Freiheit von den Launen unserer Exekutivpolitiker abhängt. Sie setzt dem Absolutismus Schranken und zwingt die Repräsentanten des Staates zur Beachtung der Gesetze.
Im Falle der Meinungsäusserungsfreiheit ist die Sache sogar sehr einfach: Erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist. Bloss aus Angst vor einigen mordenden und brandschatzenden Muslimen im Ausland, die sich beleidigt fühlen, darf unsere Freiheit nicht angetastet werden. Vielmehr ist sie genau gegenüber diesen Leuten mit allen Mitteln zu verteidigen. Und wer auf demokratischem Weg genau dafür einsteht, braucht sich nicht von der eigenen Regierung als intolerant bezeichnen zu lassen.
Diese Zensuraffäre hat auch ihr Gutes: Niemand kann noch ernsthaft bestreiten, dass die gesamte Antirassismusgesetzgebung als Waffe gegen den politischen Gegner eingesetzt wird. Also als das, wofür sie von Anfang an gedacht war.
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Erschienen in der Berner Zeitung vom 31. Oktober 2009
Loben, wem Lob gebührt
Man muss die Regierung auch loben können, wenn es angezeigt ist. Auch wenn es vermutlich nur daran liegt, dass kein Geld zum Ausgeben zur Verfügung steht, und die Zeit darum zum Nachdenken genutzt werden muss, aus dem Kaspar Escher-Haus ist derzeit Erfreuliches zu vernehmen:
Finanzdirektorin Ursula Gut, die sich noch vor wenigen Monaten hartnäckig weigerte, ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen, redet in einem Interview davon, den Aufwand um zehn Prozent zu senken. Da es am Ende erfahrungsgemäss im besten Fall zwei Prozent sein werden, ist diese Zielsetzung nicht sehr ambitiös, aber immerhin. Man denkt über substantielle Kostensenkungen nach (und gibt damit der SVP Recht, die genau das seit 1999 fordert.). Ferner scheint sich im Regierungsrat das Bewusstsein durchgesetzt zu haben, dass es verheerend wäre, wenn der Kanton Zürich im interkantonalen Steuerwettbewerb noch weiter zurückfallen würde. Noch ist nicht klar, um wie viel die Steuern gesenkt werden sollen, es scheint sich aber etwas zu bewegen.
Lob verdient auch die – unter Federführung der Direktion für Justiz und Inneres zustande gekommene – Vernehmlassungsantwort der Zürcher Regierung zum Vorschlag von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, mit dem Strafrecht gegen rechtsextreme Symbole – oder das, was man in der Bundesverwaltung dafür hält – vorzugehen. Die geplante Strafnorm sei „kaum praktikabel“ und leicht zu umgehen, schreibt die Zürcher Regierung. Dadurch würden leicht falsche Erwartungen geweckt. – Schön, dass man mit 15jähriger Verspätung zur Einsicht gelangt ist, dass die Antirassismusgesetzgebung nicht nur angesichts unserer Rechtstradition verfehlt, sondern – was noch wesentlich schwerer wiegt – kontraproduktiv ist. Mit solchen Gesetzen macht sich ein Staat lächerlich. Man kann nicht das Hohelied des Volkerrechts und der Einhaltung der Menschenrechte singen und zum muslimischen Genozid im Sudan und zur Christenverfolgung schweigen. Man kann nicht nach über 60 Jahren zum Widerstand gegen Hitler rüsten, den Antisemitismus verdammen und gleichzeitig mit Typen wie Gaddafi und Achmadinedjad, die mit der Zerstörung Israels drohen, Geschäfte machen. (Zur Illustration)
Schliesslich freut mich persönlich, dass Regierungsrat Markus Notter dem Unterstützungskomitee für seinen Genossen Daniel Jositsch nicht beigetreten ist, weil er der Ansicht ist, es sei nicht seine Aufgabe, den Bürgern zu raten, wen sie in eine Behörde wählen sollen, der er selber angehöre. Nach Ansicht des „Tages-Anzeiger“ hat er damit ein „Keuschheitsgelübde“ geleistet.

